Trauma - Eingefrorene Erfahrungen

Welche Ereignisse können so verstörend sein, dass sie als traumatisierend gelten?

Ich verstehe Trauma als eine Reaktion auf ein gravierendes oder wiederkehrendes Ereignis, das einen Menschen mit solcher Wucht trifft, dass es seine seelischen und körperlichen Bewältigungskräfte übersteigt.
In diesem Moment – und oft auch lange danach – kann das Geschehen nicht verarbeitet, integriert oder verstanden werden.
Es bleibt wie eingefroren – in Körper und Psyche – als eine offene, unvollendete Erfahrung zurück.

Ein einzelnes Ereignis wie ein Autounfall, eine Vergewaltigung oder eine Naturkatastrophe kann ausreichen, um ein Trauma auszulösen. In der Fachsprache wird dies als Monotrauma oder Typ-I-Trauma bezeichnet (gemäß ICD-11).

Wiederholen sich traumatisierende Erfahrungen über einen längeren Zeitraum – etwa durch innerfamiliäre Gewalt, emotionale Vernachlässigung oder sexuellen Missbrauch – spricht man von einem komplexen Trauma (kTrauma),  oder Typ-II-Trauma genannt.

 

An welchter Stelle finde ich im ICD 10 und 11 Traumadiagnosen?

Das ICD-11 wurde von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) verabschiedet und ist am 1. Januar 2022 offiziell in Kraft getreten. Für die Anwendung in Deutschland sind jedoch umfangreiche Anpassungen erforderlich. Deshalb erfolgt die Einführung schrittweise – mit einer geplanten Übergangszeit von fünf Jahren. Die vollständige Umsetzung ist in Deutschland derzeit für 2027 vorgesehen.

ICD 11 steht für = international catalog of deseases 11th Revision

  • 6B40 Traumatische Belastungsstörung (PTBS) – Reaktion auf ein oder mehrere extrem bedrohliche Ereignisse (Monotrauma oder Mehrfachtrauma). Kernsymptome: Wiedererleben, Vermeidung, Übererregung. Im ICD 10 unter F43.1
  • 6B41 komplexe posttraumatische Belastungsstörung (KPTBS) (- Erweiterte PTBS nach langanhaltender oder wiederholter Traumatisierung. Zusätzliche Symptome: Affektregulationsstörung, negatives Selbstbild, Beziehungsschwierigkeiten. Kein direktes Aquvalent im ICD 10. Alternativ wird F62.0 Andauernde Persönlichkeitsänderung nach Extrembelasung, codiert.
  • 6B42 Prolongierte Trauerstörung (PTS) – Länger anhaltende, stark beeinträchtigende Trauer nach Verlust eines geliebten Menschen – wird oft auch als „traumatisch erlebter Verlust“ eingeordnet. Im ICD 10 keine eigenständige Diagnose. Alternativ wird F43.2 Anpassungsstörung herangezogen. 
  • 6B43 Anpassungsstörung – Emotionale oder Verhaltenssymptome nach einem belastenden Ereignis, das keine Kriterien für eine PTBS erfüllt. Äquivalent im ICD 10: F43.2

Wie verbreitet sind Traumata und Belastungsstörungen?

Trauma ist längst kein Randthema mehr – es ist fast schon „en vogue“.
Der Begriff wird in der Gesellschaft immer häufiger verwendet und dabei verliert er zunehmend seine eigentliche Bedeutung: Nicht jede Trennung, nicht jede Kränkung ist ein Trauma.
Und doch ist Trauma kein seltenes Phänomen – im Gegenteil.
Es ist weit verbreitet, oft unsichtbar und bleibt viel zu häufig unbehandelt.

Die Zahlen zeigen nicht nur das Ausmaß, sondern auch, wie viele Menschen nach Hilfe suchen – oft jahrelang, oft zu spät.

  • Bis zu 70 % aller Menschen weltweit erleben im Laufe ihres Lebens mindestens ein potenziell traumatisierendes Ereignis
    (Quelle: WHO, Kessler et al., 2017)
  • In Deutschland geben etwa 26 % der Erwachsenen an, ein Ereignis mit traumatischem Potenzial erlebt zu haben
    (DEGS-Studie, RKI, 2013)

  • Etwa 1 von 4 Frauen und 1 von 10 Männern erleben in ihrem Leben sexuelle Gewalt
    (Dunkelziffern vermutlich höher; BMFSFJ, 2020)

  • Etwa 15–20 % der Kinder und Jugendlichen in Deutschland wachsen mit emotionaler oder körperlicher Vernachlässigung oder Gewalt auf
    (KiGGS-Studie, RKI; Dunkelfeldstudien)
Ereignis% der Menschen, die es erlebt habenPTBS-Risiko bei Auftreten
Sexuelle Gewalt / Vergewaltigung6,0 %19 %
Krieg / Kampfhandlungen11,5 %18 %
Körperliche Gewalt (Angriff)14,5 %10 %
Naturkatastrophe15,8 %4 %
Kindheitstrauma (Missbrauch, Vernachlässigung)ca. 20–25 %25–50 %
Unfall oder Verletzung23,6 %2 %
Zeuge von Gewalt oder Tod23,7 %4 %
Unerwarteter Tod eines Angehörigen31,4 %5 %

(Quelle: WHO World Mental Health Survey, 2017; teils gerundet)

Wie verbreitet sind Traumata und Belastungsstörungen?

Trauma ist längst kein Randthema mehr – es ist fast schon „en vogue“.
Der Begriff wird in der Gesellschaft immer häufiger verwendet und dabei verliert er zunehmend seine eigentliche Bedeutung: Nicht jede Trennung, nicht jede Kränkung ist ein Trauma.
Und doch ist Trauma kein seltenes Phänomen – im Gegenteil.
Es ist weit verbreitet, oft unsichtbar und bleibt viel zu häufig unbehandelt.

Die Zahlen zeigen nicht nur das Ausmaß, sondern auch, wie viele Menschen nach Hilfe suchen – oft jahrelang, oft zu spät.

  • Bis zu 70 % aller Menschen weltweit erleben im Laufe ihres Lebens mindestens ein potenziell traumatisierendes Ereignis
    (Quelle: WHO, Kessler et al., 2017)
  • In Deutschland geben etwa 26 % der Erwachsenen an, ein Ereignis mit traumatischem Potenzial erlebt zu haben
    (DEGS-Studie, RKI, 2013)

  • Etwa 1 von 4 Frauen und 1 von 10 Männern erleben in ihrem Leben sexuelle Gewalt
    (Dunkelziffern vermutlich höher; BMFSFJ, 2020)

  • Etwa 15–20 % der Kinder und Jugendlichen in Deutschland wachsen mit emotionaler oder körperlicher Vernachlässigung oder Gewalt auf
    (KiGGS-Studie, RKI; Dunkelfeldstudien)
Ereignis% der Menschen,
die es erlebt haben
PTBS-Risiko
bei Auftreten
Sexuelle Gewalt / Vergewaltigung6,0 %19 %
Krieg / Kampfhandlungen11,5 %18 %
Körperliche Gewalt (Angriff)14,5 %10 %
Naturkatastrophe15,8 %4 %
Kindheitstrauma ca. 20–25 %25–50 %
Unfall oder Verletzung23,6 %2 %
Zeuge von Gewalt oder Tod23,7 %4 %
Tod eines Angehörigen31,4 %5 %